Boulevard Würzburg, 22.06.2005 16:26 |
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Zocken als virtueller
Sport |
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Das ist doch kein Hexenwerk,
unser Clan ist nichts anderes als ein Fußballverein", wirft Thomas
Rosenberger (28) - im Netz besser bekannt als Slamy - ein. Wieder und
wieder. Ein bisschen ungeduldig und mit einer "Sei nicht so schwer
von Begriff"-Miene. |
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| Er hat leicht Reden: "Clan",
"Ego-Shooter", "Clanwars", allein das Vokabular, mit dem er von
seinem virtuellen Hobby erzählt, klingt für Nichtkenner zunächst
gefährlich. Die furchterregenden Namen seiner Spieler-Kollegen -
Misery, Hismadness oder Killerbee - verwirren restlos. Mord,
Totschlag, Ballistik?
"Spiel, Spaß, Sport", verbessert Clan-Leader Matthias InT-2k
Theobald (24). Der Begründer und "Boss" des Würzburger
Multigaming-Clans "ntars" (seit Oktober 2000) preist die gute
Stimmung im "Verein" und beklagt den miesen Ruf der Szene, die
völlig falsch dargestellt würde. "Wir sind keine einsam vor dem PC
brütenden, pickligen Ballerspiel-Teenager". Ganz anders: "Bei uns
geht's um Teamplay." Kurz: Man spielt, kennt sich persönlich,
kommuniziert und feiert. Die Mitglieder-Liste - streng kontrolliert
nach Alter und Herkunft - scheint ihm Recht zu geben. Unter
18-Jährige brauchen die Genehmigung ihrer Eltern und aus der Region
sollten sie sein, damit der persönliche Kontakt gewährleistet ist.
Vom 16-jährigen Schüler über den 28-jährigen Handelsvertreter bis
hin zum 38-jährigen Familienvater - die 60 Mitglieder bei ntars eint
Eines: der Spaß an PC-Spielen wie Tactical Ops, Unreal Tournament,
Call of Duty oder Counterstrike. Allesamt Ego-Shooter-Spiele - "bei
denen es um mehr geht, als sich online abzumetzeln", will Misery
(bürgerlich Gianna Illenseer) "deutlich klarstellen." Mit "mehr"
meint die gelernte IT-Kauffrau, die viel friedlicher ausschaut als
ihr Netz-Name klingt, Teamarbeit, strategisches Denken und
Reaktionsschnelligkeit. Diese Fähigkeiten trainiert die 21-Jährige,
einzige Frau im Clan: mindestens dreimal pro Woche mit ihrem Team in
Netzwerk-Sessions (die privaten PCs der Mitglieder sind für
insgesamt 200 Euro im Monat über einen Server verbunden):
· zweimal pro Woche bei Spielen gegen andere Clans;
· einmal im Monat bei Clan-internen Partys
· und drei- bis viermal pro Jahr bei bundesweiten LAN-Partys.
"Alles in allem sind das etwa vier Stunden pro Tag", rechnet
Misery vor. Außer am Wochenende. Da ist der ntars-Server
stillgelegt. "Wir haben ja auch noch andere Hobbys", sagt Misery und
fügt verschmitzt lächelnd hinzu: "Wie normale Menschen auch."
Fitness, Freunde, Ausgehen.
Eine Subkultur? Wohl kaum. Festgelegte Trainingszeiten, Melde-
und Anwesenheitspflicht bei den Liga-Spielen und die starre
Organisation zeigen: Die ntars sind - wie tausend andere
Spiele-Clans - längst aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Kämpfen
um die Anerkennung ihres Hobbys als Sport. Und sie suchen Sponsoren.
"Wir spielen auf höchstem Niveau, aber um mit den europäischen
Top-Teams mithalten zu können, bräuchten wir Profi-Hardware", klagt
Thomas - "Finanz-Spritzen eben, wie jeder Fußballverein auch."
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Matthias
Theobald, im Netz besser bekannt als InT-2k ist Clan-Leader.
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Fünf vom
"ntars"-Orga-Team (v.li): Matthias Theobald, Thomas Schwarz,
Gianna Illenseer, Thomas Rosenberger, Dominik Iff.
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Gianna
Illenseer zockt als Misery im Netz. Rund drei Stunden pro Tag.
Ihr Lieblingsspiel: Unreal Tournament. FOTOS DANIEL
PETER |
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